S.R.M.A.
Steroid-responsive Meningitis-Arteriitis

SRMA und was Sie darüber wissen müssen

 

Was ist SRMA?
SRMA steht für Steroid responsive Meningitis-Arteriitis. Dies bedeutet, dass eine
Entzündung von Hirnhaut (Meningitis) und der umliegenden Gefäße (Arteriitis)
vorliegt, welche auf Steroide anspricht.
SRMA ist eine der häufigsten Formen der Hirnhautentzündung bei Hunden.
Die Entzündung entsteht durch eine überschießende Reaktion des Immunsystems
gegen die eigene Hirnhaut. Durch die vielen aktivierten Entzündungszellen werden
auch Gefäße geschädigt. Die genaue Ursache für diesen Angriff des Immunsystems
auf den eigenen Körper ist nicht bekannt. Meistens tritt die Erkrankung akut auf. Es
ist jedoch möglich, dass sich aus einer akuten eine chronische Form entwickelt. Dies
tritt vor allem in Fällen auf, in denen die Erkrankung nicht behandelt wird oder der
Hund nur ungenügend auf die Behandlung anspricht.

Welche Tiere sind von SRMA betroffen?
Grundsätzlich können Hunde aller Altersklassen und Rassen an SRMA erkranken. Es
gibt jedoch eine Prädisposition für gewisse Hunderassen wie Boxer, Beagles, Nova Scotia
Duck Tolling Retrievers, Berner Sennenhunde, Weimaraner, Jack Russel
Terrier, Border Collies und Whippets.

Bislang wurde keine Studie zur Korrelation von Rasse und Geschlecht bei SRMA erkrankten Hunden bezogen auf die Gesamtpopulation eines Landes in Europa veröffentlicht. Publizierte Studien wie die von ROSE etal. (2014) und LOWRIE etal. (2009) nutzen lediglich Klinikinterne Datenbanken als Referenz für die Analyse der Rassebezogenen Inzidenz von SRMA. Mit dieser Einschränkung kommt die Studie von ROSE etal. (2014) zu dem Schluss, das Boxer, Beagle, Border Collies, Jack Russel Terrier, Weimaraner und Whippets prädisponiert sind an SRMA zu erkranken. Im Gegensatz dazu wird in der vorliegenden Arbeit erstmals eine landesweite Datenbank zum vorkommen von Hunderassen als Vergleichsgröße herangezogen. Es kann damit für Boxer und Beagle eine signifikants höhere Erkrankungsrate im Vergleich zu anderen Hunderassen aufgezeigt werden. Es ist dabei hervorzuheben, das bei Boxern und Beaglen nicht nur häufiger als bei anderen Hunderassen SRMA diagnostiziert wurde, sondern das diese beiden Rassen in der Tat bezogen auf ihre Häufigkeit in Deutschland ein höheres Erkrankungsrisiko haben, als andere Rassen. Dadurch wird die Aussage vorheriger Studien bezüglich der Prädisposition von Boxern und Beaglen unterstützt. (Quelle: Dissertation von Elisabeth Hilpert, Klinik für Kleintiere der vet. Fakultät der Universität Leipzig, 2021, Steroid-responsive Meningitis-arrteriitis: Epidemiologe Prognose)

Die Krankheit tritt meist bei Junghunden im Alter 6 und 18 Monaten auf.
Wie äußert sich eine SRMA bei meinem Hund?
Am häufigsten äußert sich die akute Form der Erkrankung durch Schmerzhaftigkeit
im Halsbereich. Der Hund möchte den Hals nicht mehr biegen und zeigt auch bei
Berührungen in diesem Bereich starke Schmerzen. Dazu haben betroffene Hunde
meistens Fieber und sind im Allgemeinzustand reduziert.
Die klinischen Symptome einer SRMA sind jedoch nicht bei allen Hunden gleich. Es
kommt häufig vor, dass die Symptome schubweise auftreten und wieder abklingen.
Bei der seltener auftretenden chronischen Form können vor allem Gangstörungen
beobachtet werden.

Wie wird die Diagnose SRMA bei meinem Hund gestellt?
Ihre Tierärztin/ Ihr Tierarzt wird Ihnen zunächst einige Fragen stellen, um eine
komplette Anamnese (Krankengeschichte) Ihres Hundes zu erstellen.
Danach folgt eine klinische Untersuchung, mithilfe derer der Allgemeinzustand des
Hundes beurteilt wird sowie welches Organsystem erkrankt ist. Sollte bei Ihrem Tier
dabei der Verdacht einer Erkrankung im Bereich des Nervensystems bestehen, wird
eine umfängliche neurologische Untersuchung durchgeführt, welche Hinweise auf die
genaue Lokalisation des Problems innerhalb des Nervensystems liefert.
Da andere Erkrankungen zu ähnlichen Symptomen führen können, sind weitere
Untersuchungen notwendig, um diese ein- oder auszuschließen. Diese können
Röntgenaufnahmen sowie Blut- und/ oder Urinuntersuchungen umfassen. Welche
dieser Untersuchungen bei Ihrem Hund nötig sind, muss individuell entschieden
werden. Um anschließend eine SRMA diagnostizieren zu können, ist eine Analyse
von Gehirn Rückenmarksflüssigkeit, dem Liquor cerebrospinalis, wichtig.
Durch eine Punktion des Liquorraums des Rückenmarks kann dieser gewonnen und
anschließend untersucht werden.
Dafür ist eine Vollnarkose zwingend notwendig. Die Untersuchung des Liquors
ermöglicht, ein entzündliches Geschehen im Bereich der Hirnhäute festzustellen.
Falls Hinweise auf eine Entzündung bestehen, kann diese in Folge weiter
differenziert werden und so Hinweise auf die mögliche Grundursache liefern. Besteht
der Verdacht auf eine infektiöse Ursache, kann der Liquor cerebrospinalis auch auf
das Vorhandensein spezifischer Erreger getestet werden.
Aufgrund der Tatsache, dass die Symptome häufig schubweise auftreten, ist es
essenziell, die Liquoruntersuchung zum Zeitpunkt der deutlichen Symptomatik (z.B.
Fieber, Schmerzhaftigkeit) durchzuführen. Ansonsten besteht ein erhöhtes Risiko,
dass die Liquoranalyse keine eindeutigen Ergebnisse zeigt.

Welche Risiken bestehen für meinen Hund?
Durch die notwendige Narkose und Liquorpunktion besteht ein gewisses Risiko
dessen Ausmaß vom Gesundheitszustand des Tieres abhängig ist. Über die
genauen Risiken der Anästhesie und der Liquorpunktion informiert Sie die Tierärztin /
der Tierarzt im Vorfeld detailliert.

Wie wird mein Hund mit SRMA therapiert?
Nach der Diagnose SRMA ist es wichtig, das Immunsystem daran zu hindern, das
eigene Gewebe weiter anzugreifen und zu schädigen. Dafür können verschiedene
Medikamente eingesetzt werden, die die Reaktionen des Immunsystems reduzieren.
Diese Medikamente werden Immunsuppressiva genannt. Die Therapie wird meist mit
einem Glukokortikoid begonnen wie beispielsweise Prednisolon. Je nach Ansprechen
und Reaktion Ihres Hundes auf die Therapie kann es notwendig sein, dass weitere
Immunsuppressiva hinzugefügt werden. SRMA benötigt eine relativ lange Therapie.
In dieser Zweit werden klinischen Symptome sowie gewisse Laborparameter im Blut
und allenfalls Liquor des Hundes regelmässig kontrolliert. Entsprechend des
Verlaufes wird die Therapie individuell für jeden Hund angepasst. Dabei wird
versucht, bei gutem Therapieverlauf, die Dosierung der benötigten Medikamente
langsam zu reduzieren und möglicherweise ganz auszuschleichen. Bis dies möglich
ist, dauert es jedoch einige Monate.

Was muss bei der Therapie beachtet werden?
Es ist sehr wichtig, dass vor jeder Dosisanpassung eine erneute, vollständige
Untersuchung Ihres Hundes durchgeführt wird. Anhand von Resultaten der
Laboruntersuchungen können Veränderungen genau überwacht werden und so das
Risiko von Rückfällen vermindert werden. Die Dosierung der verabreichten
Medikamente sollte nie eigenständig angepasst werden. Dadurch können viele
Komplikationen hervorgerufen werden, wie das Wiederauftreten der
klinischen Symptome oder das Auslösen einer sogenannten Addison-Krise, welche
sich unter anderem durch hochgradige Schwäche und Erbrechen äussern kann. Da
der gewünschte Effekt eine Unterdrückung der körpereigenen Immunabwehr ist,
sollte darauf geachtet werden, dass der Hund sich nicht mit sekundären Erregern
infiziert. Exzessives Schwimmen oder Pensionsaufenthalte sollten sicherheitshalber
vermieden werden. Bezüglich einer möglichen Impfung sollte die Tierärztin oder der
Tierarzt über die MUO-Erkrankung informiert werden

Welche Nebenwirkungen kann die Therapie haben?
Das Prednisolon, ein Glukokortikoid, kann viele Nebenwirkungen haben. Einige der
häufigsten davon sind:
• Vermehrtes Trinken und Urinieren
• Müdigkeit
• Erbrechen und Durchfall
• Häufiges Hecheln
• Haarausfall
• Vermehrter Appetit und
• Gewichtszunahme
Die Nebenwirkungen werden bei einer langfristigen Therapie häufig stärker, weshalb
es wichtig ist, die Dosis des Medikaments bei gutem Ansprechen auf die Therapie
möglichst zu reduzieren. Die Tierärztin / der Tierarzt wägt dabei zwischen dem
Mindern der Nebenwirkungen und einer ausreichenden Dosierung zum Kontrollieren
der klinischen Symptome ab. Zeigt Ihr Hund starke Nebenwirkungen, kann das
Prednisolon auch mit einem weiteren Immunsuppressivum kombiniert werden, um so
die Dosierung zu vermindern. Viele dieser alternativen Immunsuppressiva haben
deutlich weniger Nebenwirkungen als das Prednisolon, sind jedoch auch
kostenintensiver. Wichtig ist, dass Sie bei Auftreten von Nebenwirkungen Ihre
Tierärztin/ Ihren Tierarzt informieren. Gemeinsam kann dann entschieden werden,
wie die Therapie fortgesetzt werden soll.

Was kostet die Behandlung einer SRMA?
Die Kosten setzen sich vor allem aus der anfänglich intensiven, meist stationären
Therapie, der aufwändigen Diagnostik sowie der nachfolgenden langfristigen
medikamentösen Therapie zusammen. Mit der Untersuchung von Blut und Liquor
sowie allfälligen weiteren Tests kommen ungefähr CHF 700.– bis 1000.– / € 700,- bis
1000,- für die gesamte Diagnostik zusammen.
Der genaue Betrag für die Therapie kann je nach Grösse Ihres Hundes, seinem
Ansprechen auf die Medikation und der Dauer der Therapie variieren. Die Kosten für
die anfänglich intensive Therapie sind wesentlich höher als für die spätere
Langzeittherapie. Durch die lange Therapie muss jedoch mit fixen Kosten über
mehrere Monate gerechnet werden. Wichtig ist, einen Kostenvoranschlag von Beginn
an mit der Tierärztin/ dem Tierarzt genau zu besprechen, um spätere
Überraschungen möglichst zu vermeiden.

Wie sieht die Prognose bei SRMA aus?
Die allgemeine Prognose bei Verdacht auf SRMA ist vorsichtig bis gut. Wichtig ist,
dass die korrekte Therapie so schnell wie möglich eingeleitet und konsequent
umgesetzt wird. Bei ungefähr einem Drittel aller Hunde kommt es innerhalb von zwei
Jahren zu einem oder mehreren Rückfällen, wodurch eine erneute Therapie nötig
werden kann. Nach der langen Therapiephase erreichen die meisten Patienten eine
normale Lebensqualität ohne Medikamente.
Quelle: SRMA (unibe.ch) 

 

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